– und wie du deinen Vierbeiner wirksam schützt.
Luna, eine drei Jahre alte Mischlingshündin, war überglücklich durch das hohe Gras am Waldrand getobt. Am nächsten Morgen entdeckte ihre Halterin eine Zecke an der Innenseite von Lunas Oberschenkel. Frauchen entfernte die Zecke, desinfizierte die Wunde und alles schien in Ordnung.
Doch einige Tage später war Luna ganz plötzlich schlapp, wollte nicht mehr fressen und wirkte apathisch. Frauchen brachte Luna sofort zum Tierarzt. Diagnose: Babesiose
Durch das schnelle Handeln ihrer Halterin hat sich Luna nach zweimaliger Behandlung wieder vollständig erholt.
Zecken sind mehr als nur lästige Mitbringsel vom Spaziergang. Sie können ernsthafte Erkrankungen auslösen und das Leben deines Hundes massiv gefährden.
In diesem Beitrag erfährst du wichtige Fakten rund um den Zeckenschutz: Von gefährlichen Krankheiten, welche Mittel schützen, welche körperlichen und neurologischen Nebenwirkungen chemische Präparate mit sich bringen können und welche sanften Alternativen es gibt. Am Ende gibt es einen kleinen, praktischen Flyer zum Download für dich.
Zecken heften sich nicht sofort fest, sondern wandern oft minuten- bis stundenlang über den Körper des Hundes. Erst an einer gut durchbluteten, dünnhäutigen Stelle ritzen sie die Haut auf und verankern ihren Stechapparat. Während des Blutsaugens – das mehrere Tage dauern kann – geben sie Speichel ab, der:
- schmerzstillend
- gerinnungshemmend
- Immunsystem schwächend
- und häufig mit Krankheitserregern belastet ist.
Die meisten Erreger (z. B. Borrelien) werden erst nach 12 bis 24 Stunden übertragen. Frühes Entfernen der Zecke kann Infektionen verhindern.
Zecken lieben:
- hohes Gras, Waldränder, Büsche
- feuchte, schattige Gärten und Uferbereiche
- Wildtierpfade und Streuobstwiesen
- Laub, Unterholz und Komposthaufen
Zeckensteckbrief
- Aktiv sind Zecken bereits ab 7 °C – je nach Art sogar das ganze Jahr über.
- Zecken lieben warme Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit.
- Zecken können Jahre ohne Nahrung überleben.
- Die Weibchen legen bis zu 20.000 Eier.
Zecken in Deutschland:
- Hotspots > Bayern, Baden-Württemberg (hohe FSME-Gefahr), Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen, Teile Hessens.
- Die Auwaldzecke breitet sich rasant aus – mit Babesiose-Risiko
Krankheit |
Symptome |
Erregertyp |
Borreliose |
Lahmheit, Fieber, Gelenkschmerzen |
Bakterien |
Anaplasmose |
Muskelschmerzen, Apathie, Blutprobleme |
Bakterien |
Babesiose |
Blutarmut, hohes Fieber, Nierenversagen |
Einzeller |
Ehrlichiose |
Blutungen, Fieber, Schwäche |
Bakterien |
FSME |
Neurologische Symptome (selten) |
Virus |
Gängige Wirkstoffe:
- Fipronil – Ist ein Nervengift, welches Parasiten tötet.
- Permethrin – Ein repellierend (für Zecken abschreckend) wirkendes Nervengift. Steht im Verdacht krebserregend zu sein.
- Fluralaner, Afoxolaner, Sarolaner – Gehören zur Gruppe der Isoxazoline und wirken im gesamten Körper des Hundes. Isoxazoline sind ebenfalls Nervengifte.
Anwendungsformen:
- Spot-On-Präparate: Lokale Anwendung im Nacken
- Kautabletten: Wirkstoff gelangt ins Blut und somit in sämtliche Organe des Hundes
- Halsbänder: Kontinuierliche Abgabe über Haut und Fell
Belastung des ZNS (zentralen Nervensystems):
- Chemische Zeckenmittel, insbesondere Isoxazoline, blockieren GABA-abhängige Rezeptoren, sowohl bei Parasiten als auch potenziell beim Hund.
GABA ist ein beruhigender Neurotransmitter, der wichtig für Reizverarbeitung, Bewegung und Entspannung ist.
Mögliche Folgen:
- Zittern, Unruhe, Bewegungsstörungen
- Verhaltensänderungen (Ängstlichkeit, Aggression)
- Krampfanfälle
- Epilepsie-Schübe oder Erstmanifestation bei empfindlichen Tieren
Die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) weist in Fachinformationen auf „neurologische Nebenwirkungen“ bei Isoxazolinen hin.
Übersicht einiger Produkte zur Zeckenabwehr
Produkt-name |
Wirkstoff |
Anwendungs- form |
Dokumentierte neurologische Nebenwirkungen*1 |
Fluralaner |
Kautablette / Spot-on |
Krampfanfälle, Ataxie, Zittern, Epilepsie |
|
Afoxolaner |
Kautablette |
Krämpfe, Ataxie, Muskelzittern |
|
Sarolaner |
Kautablette |
Vorübergehende exzitatorische neurologische Symptome |
|
Lotilaner |
Kautablette |
Zittern, Krämpfe, Bewegungsstörungen |
*1: Nebenwirkungen treten laut Fachinformationen bei weniger, als 1 von 10.000 behandelten Tieren auf.
Belastung von Leber und Nieren:
Die Leber ist Hauptakteur beim Abbau chemischer Substanzen. Besonders bei längerer Anwendung oder bei vorgeschädigten Tieren kann es zu:
- Leberentzündungen
- Enzymveränderungen im Blutbild
- Appetitlosigkeit, Erbrechen
- Erschöpfung körpereigener Entgiftungssysteme
- Nierenschädigung
Leber, Niere, Lymphsystem und Darm sind involviert, da sie die Wirkstoffe abbauen und ausscheiden müssen. Dies kann besonders bei älteren Hunden oder chronisch kranken Tieren problematisch sein. Überforderung dieser Systeme kann sogar zu Vergiftungserscheinungen und chronischer Belastung führen – v. a. bei häufiger oder langjähriger Anwendung.
- Verschiedene Öle zur äußeren und inneren Anwendung – z.B. Kokos- oder Schwarzkümmelöl
- Ätherische Öle – z. B. Lavendel- oder Neemöl (zur äußerlichen Anwendung)
- Bernsteinketten – Wirkung umstritten, aber beliebt
- Bierhefe und minimale Mengen Knoblauch – Nur bei richtiger Dosierung und eingehender Beratung
- Effektive Mikro-Organismen (innerliche und äußerliche Anwendungen möglich)
Zur Wirkung all dieser natürlichen Produkte existieren „natürlich“ keine Studien.
- Übersicht möglicher Öle gegen Zecken und ihrer Anwendung bei Hunden
Öl |
Wirkung |
Anwendung |
Hinweise |
Lavendelöl (ätherisch) |
Zecken- und flohabweisend, hautberuhigend |
1 – 2 Tropfen auf Halstuch oder verdünnt im Körperspray |
Gut verträglich, auch bei sensiblen Hunden. |
Geraniumöl / Palmarosa (ätherisch) |
Stark zeckenabweisend |
1 Tropfen auf Halstuch oder 2 Tropfen in 10 ml Kokosöl als Spot-on |
Wirksam, Duftintensität ggf. störend. |
Zitronen-Eukalyptusöl (ätherisch) |
Stark repellierend |
1 – 2 Tropfen im Spray (mit Wasser und Alkohol) |
Nicht geeignet für Welpen, trächtige Hündinnen oder epileptische Hunde. |
Citronellaöl (ätherisch) |
Zecken- und mückenabwehrend |
Verdünnt als Spray oder auf Halstuch |
Duft kann Hunde irritieren. |
Neemöl (kein ätherisches Öl) |
Zecken, Flöhe, Milben, hautpflegend |
1 Teil Neemöl mit 9 Teilen Trägeröl mischen und auf Fell geben |
Bitterer Geruch, gute Wirkung, sehr hautverträglich |
Schwarzkümmelöl (kein ätherisches Öl) |
Zecken- und flohabweisend, immunstärkend |
Verdünnt ins Futter (nur nach Rücksprache) oder äußerlich verdünnt aufs Fell |
Vorsichtig dosieren. Innerlich nur in sehr kleinen Mengen. Nicht für Katzen. |
Das Wichtigste ist die Gesundheit – Schutz individuell angepasst
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Zeckenschutz bedeutet: abwägen, beobachten, hinterfragen. Was Deinem Hund nutzt, sollte ihn auf keinen Fall gleichzeitig belasten. Setze auf tägliche Kontrolle, naturbasierte Mittel oder gezielten, kurzen Einsatz chemischer Mittel – jedoch nie ohne kritischen Blick auf Nebenwirkungen.
Achte bei der Verwendung chemischer Zeckenschutzmittel unbedingt im Vorfeld auf Stärkung der ab- und ausleitenden Organe. Nach dem Einsatz chemischer Präparate auf Unterstützung von Leber und Nieren bei der Entgiftung.
Nach JEDEM Spaziergang – Sofortmaßnahmen
- Absuchen: Kopf, Ohren, Achseln, Leisten, Pfoten
- Zecke mit Zange/Karte hautnah entfernen – nicht quetschen
- Wunde desinfizieren und beobachten
- Symptome in den Folgetagen prüfen: z.B. Fieber, Lahmheit, Müdigkeit
Bei Auffälligkeiten ! Zum Tierarzt !