Üben, um im Notfall souverän zu sein!
Max, ein Deutsch Kurzhaar, hat sich bei einer Nachsuche an der Vorderhand verletzt. Als sein Zweibeiner Mario die Wunde inspiziert, reinigt und einen Pfotenverband anlegt, liegt Max ganz ruhig auf der Seite. Kein Pfote weg ziehen, kein Versuch aufzustehen, kein Stress. Denn Mario hat mit Max solche Szenarien wieder und wieder geübt.
Mit regelmäßigem Erste Hilfe-Training gelingen solche Situationen sicher und stressfrei.
Die Inhalte zum Thema Erste Hilfe sind so umfangreich.
Deshalb hat dieser Blog ZWEI TEILE.
Am Ende des zweiten Teils wartet ein Erste Hilfe-Flyer auf dich und ein Blick in meine Erste Hilfe-Tasche für Hunde.
Erste Hilfe-Training – Teil 1 von 2
Erste Hilfe Training – Was ist das?
Das gezielte Üben von Handgriffen zur Erstversorgung bei Verletzungen und Unfällen deines Hundes, um ihm Angst zu nehmen und die Zusammenarbeit mit dir und anderen Helfern zu erleichtern.
Statt im Notfall mit Stress und Unsicherheit zu kämpfen, lernen dein Hund und du durch regelmäßiges Erste Hilfe-Training solche Situationen souverän zu meistern.
15-mal Erste Hilfe zum täglichen Üben
Beende die folgenden Übungen immer, bevor dein Hund oder du Anzeichen von Stress- oder Unruhe zeigen.
1. Eigensicherung
- Sie ist im Grunde das Wichtigste. Achte stets auf deinen eigenen Schutz, weil du einem verletzten, gestressten oder panischen Hund nicht helfen kannst mit zerbissenen Händen.
- Stelle immer zuerst sicher, dass du und alle Helfer nicht verletzt werden können.
- Gutes Maulkorbtraining, üben des sicheren Anlegens einer Maulschlinge und Training der Sicherung eines Hundes sind absolut wichtige Grundlagen für den Notfall.
2. Augen
- Berühre regelmäßig sanft die Augenpartie deines Hundes.
- Übe auch das Öffnen und Offenhalten der Augen > Wichtig zum Einträufeln von Flüssigkeiten.
- Trainiere mit einem weichen Tuch (keine lose Watte) das vorsichtige Säubern der Augenlider. Streiche dazu an Ober- und Unterlidern jeweils sanft vom Tränenpunkt nach außen.
- Bringe Flüssigkeiten (abgekochtes Wasser, Augenreinigungslösung, Augentropfen oder -Salben) zunächst passiv ins Training ein, indem du Fläschchen und Tuben anfangs neben dich legst.
- Erst wenn dein Hund dabei entspannt bleibt, verabreiche Tropfen / Salben (vorgewärmt).
3. Ohren
- Gewöhne deinen Hund daran, dass seine Ohren angefasst und seine Ohrmuscheln von außen massiert werden.
- Dein Hund soll lernen, den Kopf dabei nach vorn abzusenken. > Das erleichtert das Reinigen.
- Ohren-Reinigungsflüssigkeiten kommen erst zum Einsatz, wenn dein Hund sich an ihre „Anwesenheit“ gewöhnt hat.
- Nutze zum Reinigen der Ohrmuscheln deine Finger mit einem weichen, fusselfreien Tuch oder einem Abschmink-Pad.
- Lobe deinen Hund für seine Ruhe und das Erdulden.
4. Zähne
- Gewöhne deinen Hund daran, dass du seine Lefzen hochziehst, seinen Fang sanft öffnest und offen hältst.
- Streiche mit dem Finger zunächst über Zahn-Außenseiten, Zahnfleisch, Kieferknochen und Innenseiten der Lefzen.
- Benutze, wenn das gut klappt, eine Finger-, Hand- oder Ultraschall-Zahnbürste ein paar Momente.
- Verwende ausschließlich spezielle Hunde-Zahnpasta. Viele Zahncremes für Menschen enthalten für Hunde giftige Inhaltsstoffe.
5. Fell
- Beginne mit kurzen Fell-Pflegeeinheiten. Nutze vom ersten Tag an die richtigen Utensilien für das Fell deines Hundes.
- Behandle empfindliche Bereiche besonders vorsichtig..
- Lobe deinen Hund für seine Ruhe.
- Steigere allmählich Dauer und Intensität der Fellpflege,
Bitte kein grundloses, regelmäßiges Duschen.
6. Pfoten und Krallen
- Berühre alle Pfoten deines Hundes regelmäßig. Massiere Pfoten und Zehenzwischenräume deines Hundes regelmäßig. Übe auch das Festhalten der Pfoten.
- Ein Ritual zum Pfoten reinigen nach jedem Spaziergang bietet sich geradezu an. Übe mit trockenen und feuchten Tüchern.
- Gewöhne deinen Hund auch daran Flüssigkeiten und Emulsionen an den Pfoten zu dulden.
- Halte Krallenschere oder Feile dabei in der freien Hand. Anfangs noch ohne sie zu benutzen.
- Kürze die Krallen stets nur millimeterweise.
- Im Gegensatz zu dunklen Krallen, ist bei hellen Krallen das „Leben“ in der Kralle sichtbar.
- Feilen nach dem Schneiden minimiert das Verletzungsrisiko für alle Beteiligten spürbar.
- Schaffe positive Verknüpfungen, beruhigende Rituale und lobe deinen Hund fürs Stillhalten.
- Beende deine Arbeit immer, bevor dein Hund Anzeichen von Stress zeigt.
Verletzungen
- Häufige Ursachen Pfoten: Glasscherben, Steine, Metallteile
- Häufige Ursachen Krallen: Hängenbleiben / Ausreißen – oft bei zu langen Krallen > Bei vielen Hunden wird die Daumenkralle nicht benutzt. Sie nutzt sich entsprechend wenig bis gar nicht ab.
Erste Hilfe:
- Blutung stoppen: Blutende Pfoten / Krallen, mit einem sauberen Tuch und blutstillendem Puder versorgen.
- Wunde reinigen: Mit 0,9%-iger steriler Kochsalzlösung (gibt´s in den meisten Drogerien) spülen und desinfizieren.
- Verband: Bei blutenden Wunden an der Pfote und tief eingerissenen / stark blutenden Krallen.
- Tierarzt: Bei tiefen Schnittwunden, abgerissenen Krallen oder wenn dein Hund Schmerzen zeigt.
7. Allgenmeine Wundversorgung und Verbände
Wundversorgung
- Übe das Reinigen von Wunden indem du aus einer Einwegspritze – OHNE Kanüle – deinem Hund lauwarmes Wasser über einzelne Körperareale spritzt.
- Zum Trainieren des Desinfizierens wischst du mit einem kleinen feuchten Tuch oder Wattepad über einzelne Stellen am gesamten Körper deines Hundes. Beginne an Stellen, die dein Hund schon duldet und arbeite dich von dort aus vor.
- Beginne Wasser bevor du Desinfektionslösung anwendest.
- Achte darauf, dass dein Hund dabei ruhig bleibt.
Verbände
- Wickle in der Gewöhnungsphase ein loses Tuch um einzelne Körperteile deines Hundes, um ihm ein erstes Gefühl von einem Verband zu vermitteln.
- Übe das Anlegen eines Verbandes an allen Stellen, an denen im Ernstfall ein Verband angelegt werden könnte (z.B. Kopf, Ohren, Augen, Hals, Gliedmaßen, Abdomen, Rute)
- Verwende zur Gewöhnung einen elastischen Verband und wickle diesen locker um das „betroffene“ Körperteil.
- Steigere schrittweise die Dauer des Tragens des Verbands.
- Achte im Training stets auf den positiven Kontext für deinen Hund.
8. Schnittwunden, Bisswunden und Wunden allgemein
Erste Hilfe:
- Blutung stoppen: Drücke vorsichtig mit einem sterilen Mull oder sauberen Tuch auf die Wunde.
- Wunde reinigen: Mit steriler Kochsalzlösung ausspülen, um Keime zu reduzieren. Bisswunden nie mit Salben oder Pflastern abdecken, da diese von innen heilen müssen.
- Desinfektion: Trage Wunddesinfektionsmittel auf > keines, das Schmerzen verursacht.
- Verband: Decke die Wunde mit einer sterilen Kompresse ab. Fixiere sie mit einer elastischen Binde.
- Tierarzt: Bei tiefen, stark blutenden oder entzündeten Wunden. Bisswunden sind infektionsgefährdet und sollten immer tierärztlich versorgt werden.
9. Knochenbrüche
- Häufige Ursachen: Stürze, Autounfälle, heftige Zusammenstöße.
Erste Hilfe:
- Ruhelagerung: Jede Bewegung kann die Verletzung verschlimmern. Beruhige deinen Hund.
- Schiene den Bruch seitlich der Bruchstelle.
- Knochenbrüche niemals richten oder bewegen.
- Transport: Transportiere deinen Hund vorsichtig auf einer stabilen Unterlage (Decke, Tragehilfe).
- Tierarzt: Ein Knochenbruch ist immer ein Notfall.