Peter freute sich auf seinen Balu, einen jungen Hund aus dem Tierschutz. In der Pflegestelle hatte man ihm gesagt, dass Balu an der Leine manchmal noch etwas ungestüm sei. Peter nahm für Balu die Halsung, die er noch von seinem letzten Hund hatte. Doch beim ersten Spaziergang zog Balu voller Energie an der Leine, würgte sich und wurde immer hektischer. Peter brach den Spaziergang sofort ab und kaufte noch am selben Tag ein sicheres, gut sitzendes Geschirr. Damit lief es schon beim nächsten Spaziergang deutlich entspannter für Balu. Auch Peter fühlte sich viel sicherer und sagte sich: „Erst in der Praxis stellt sich heraus, was von Situation zu Situation besser ist.“
Die Frage, ob eine Halsung oder ein Geschirr die bessere Wahl ist, beschäftigt viele Hundebesitzer. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Die richtige Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren wie z.B. Rasse, Größe, Verhalten und Gesundheit des Hundes ab.
In diesem Blog gehe ich auf die Unterschiede, Vor- und Nachteile sowie die Einsatzmöglichkeiten von Halsung und Geschirr ein.
Vorteile
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Einfachheit und Komfort: Halsungen sind leicht anzulegen, vor allem bei Hunden, die ruhig bleiben, wenn sie angeleint werden. Sie sind platzsparend und unauffällig im Alltag.
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Vielseitigkeit: Halsungen gibt es in unzähligen Varianten – von einfachen, ganz dünnen Nylonmodellen bis hin zu besonders breiten und gepolsterten Leder-Halsungen.
- Geeignet für: Hunde mit guter Leinenführigkeit ist eine Halsung eine bequeme und praktische Wahl zur Sicherung.
Nachteile
- Gesundheitsrisiken: Wenn ein Hund stark an der Leine zieht, kann der Druck, den die Halsung verursacht, Halswirbelsäule, Kehlkopf und Luftröhre schädigen. Gerade für junge oder unerfahrene Hunde, die noch nicht leinenführig sind, kann eine Halsung das Training im Allgemeinen sowie die Arbeit an Impulskontrolle und Frustrationstoleranz im Speziellen erschweren.
- Bestimmte Rassen: Besonders kleine Hunde wie z.B. Havaneser, Malteser, Dackel und Hunde mit „züchterisch“ verursacht empfindlichen Atemwegen wie Mops oder Französische Bulldogge können durch eine Halsung besonders beeinträchtigt werden.
Vorteile
- Druckverteilung: Geschirre verteilen den Druck gleichmäßig über den Brustkorb und vermeiden Belastung auf den Hals. Das ist besonders wichtig für Hunde, die ziehen oder an Atemwegserkrankungen leiden.
- Kontrolle: Ein gut sitzendes Geschirr ermöglicht dem Besitzer mehr Kontrolle über den Hund, vor allem bei größeren, kräftigen oder ungestümen Hunden.
- Training: Viele Geschirre sind so konzipiert, dass sie das Ziehen reduzieren und das Training der Leinenführigkeit erleichtern (z. B. bei Befestigung der Leine am Brustring)
- Spezielle Bedürfnisse: Für Hunde mit Rücken- oder Nackenproblemen, ältere Hunde oder solche, die sich aus Halsungen herauswinden, bietet ein Geschirr zusätzlichen Halt und Sicherheit.
Nachteile
- Handhabung: Geschirre sind oft schwieriger anzulegen und benötigen die richtige Passform, um Reibung oder ein Verrutschen zu vermeiden.
- Bewegungsfreiheit: Manche Geschirre können bei schlechter Passform die Bewegungsfreiheit einschränken und das Gangbild nachhaltig negativ beeinflussen.
- Gewöhnung: Manche Hunde empfinden Geschirre zunächst als unangenehm und benötigen Zeit, sich an sie zu gewöhnen.
Große Auswahl
Norweger- oder Sattelgeschirr:
- Leichtes An- und Ausziehen beschreiben Hundehalter als Vorteil.
- Kennzeichnend ist der vorn quer über die Schultern verlaufende Brustgurt.
- Ich erachte diesen als erheblichen Nachteil. Da er die Schultern in ihrer natürlichen Bewegung behindert. Dies beeinträchtigt das normale Gangbild erheblich. Zudem kann ein Hund aus einem Norweger-Geschirr im „Rückwärtsgang“ leicht herausschlüpfen.
Y-Geschirr:
- Haben einen von vorn nach hinten verlaufenden Gurt unterhalb der Brust und einen ebenso verlaufenden Gurt auf dem Rücken.
- Das Y-Geschirr kann den Tragekomfort beeinträchtigen, wenn es seitlich verrutscht. Das passiert z.B. wenn man für einen Hund mit langem Fell ein zu stark gepolstertes Geschirr verwendet.
X-Geschirr:
- Hat über die Schultern gekreuzte Gurte. Dadurch wird der Zug verbessert und seitliches Verrutschen minimiert.
- Es bietet besseren Halt und ist besonders gut für Hunde mit tiefem und oder schmalem Brustkorb (z.B. Windhunderassen, Dogge, Pudel, Bloodhound) geeignet
Sicherheits- oder Panikgeschirr:
- Verfügt hinter dem Brustkorb über einen zusätzlichen Gurt. Dieser verhindert, dass der Hund rückwärts aus dem Geschirr entkommt. Daher sind Sicherheitsgeschirre ideal für ängstliche oder schreckhafte Hunde geeignet.
Step-in-Geschirr:
- In dieses muss der Hund mit den Vorderpfoten einsteigen. Das Geschirr wird am Rücken geschlossen.
- Bei diesem Geschirr kann es zu Druckstellen unter den Achseln kommen, wenn es nicht korrekt angepasst ist.
- Der Verschluss am Rücken sollte ausreichend gepolstert sein.
Zur Passform:
Schulterfreiheit: Das Geschirr sollte die Bewegungsfreiheit der Schultern nicht einschränken.
Positionierung: Ein Geschirr muss so sitzen, dass die Vorderhand frei schwingen kann, ohne dass Gurte in die Achseln schneiden.
Polsterung: Eine ausreichende Polsterung verhindert Druckstellen und erhöht den Tragekomfort.
Größe: Ein zu enges Geschirr kann scheuern und die Atmung beeinträchtigen, während ein zu weites Geschirr verrutschen und die Kontrolle erschweren kann.
Um die optimale Passform sicherzustellen, ist es absolut empfehlenswert das Geschirr vor dem Kauf anzuprobieren oder den Hund genau zu „vermessen“. Ein gut sitzendes Geschirr fördert nicht nur den Komfort, sondern erhöht auch die Sicherheit des Hundes.
Das hängt stark vom jeweiligen Hund und seinem Verhalten ab.
- Halsung ist gut geeignet für erwachsene Hunde, die leinenführig sind und nicht stark ziehen. Für ruhige Spaziergänge ist eine Halsung ausreichend.
- Geschirr ist empfehlenswert für Welpen, für Hunde mit gesundheitlichen Problemen, für aktive oder kräftige Tiere sowie für längere Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten wie Wandern oder Joggen.
- Ich arbeite z.B. bei der Kombination „leichtgewichtiger“ Zweibeiner und gewichtiger Hund gern mit zwei Leinen am Hund. Die eine Leine wird an der Halsung befestigt und liegt in der Hand des Hundehalters. Die zweite Leine – am Geschirr – hält eine zweite Person. Betroffene Hundehalter spiegeln mir gerade zu Beginn des Trainings mit dieser „doppelten Leine“ ein verbessertes Sicherheitsgefühl.
Passform
Egal ob Halsung oder Geschirr – die Passform ist entscheidend.
Eine Halsung sollte so eng sitzen, dass der Hund nicht herausschlüpfen kann und dabei so weit sein, dass zwei Finger leicht zwischen Hals und Halsung passen.
Ein Geschirr darf weder scheuern, noch die Bewegungsfreiheit einschränken. Bei Hunden mit längerem Fell rate ich von (zu stark) gepolsterten Geschirren ab, da die Polsterung auf dem Fell stark rutscht und das Geschirr – gefühlt – nie richtig eingestellt ist.
Echte Fachgeschäfte können Halsungen und Geschirre individuell anpassen.
Material
Gepolstertes Nylon oder Leder sorgen für Komfort und Langlebigkeit. Reflektierende Elemente erhöhen durch bessere Sichtbarkeit die Sicherheit bei Spaziergängen in der Dämmerung.
WICHTIG > Besonders die Verschlüsse sind oft Schwachstellen bei Halsung, Geschirr und Leine. Karabiner sind allzu oft aus minderwertigen Gussmaterialien oder gar Kunststoff. Diese weisen weder nötige Zugfestigkeit, noch Stabilität auf.
An Leinen befinden sich meist unsichere Bolzen- oder Scheren-Karabiner
Natürlich sind beide sehr bequem in der Handhabung. Doch beide können sich sehr leicht unabsichtlich öffnen, was erheblich zu Lasten der Sicherheit geht.
Sicherheitskarabiner (z.B. Frog-Verschluss, Twist-Lock oder mit Schraubsicherung)
gibt es leider nur bei sehr wenigen Anbietern.
Bei Halsungen und Geschirren sind Verschlüsse oft nur Klick-Verschlüsse aus Kunststoff. Auch hier sollten Verschlüsse aus stabilem Metall erste Wahl sein.
Sicherheit sollte stets vor Optik stehen.
Verwendungszweck
Für sportliche Aktivitäten wie Radfahren oder Canicross sind Geschirre mit Zugfunktion besser geeignet. Für das Training der Leinenführigkeit gibt es auch spezielle Geschirre mit Brustring zur Befestigung.
Es gibt keine universelle Antwort darauf, ob Halsung oder Geschirr besser ist. Die Entscheidung sollte individuell auf den Hund und seinen Lebensstil abgestimmt werden. Für Hunde, die gut erzogen sind und nur wenig an der Leine ziehen, kann eine Halsung ausreichen. Für Welpen, kräftige Hunde oder Tiere mit gesundheitlichen Problemen ist ein Geschirr oft die bessere Wahl.
Probiere beides aus und beobachte, womit dein Hund sich am wohlsten fühlt und womit du besser zurechtkommst. Am Ende des Tages zählt, dass dein Hund sicher, gesund und entspannt an der Leine mit dir unterwegs ist.
Für bestimmte Trainings erachte ich es als sehr hilfreich Halsung und Geschirr zu verwenden.
Schreib mir deine Fragen zum Thema oder teile deine Erfahrungen mit Halsung und Geschirr.